
Über 1.200 Einrichtungen in Deutschland schließen oder melden Insolvenz
Seit Anfang 2024 steht die Pflegebranche in Deutschland vor einer alarmierenden Entwicklung: Mehr als 1.200 Pflegeeinrichtungen mussten Insolvenz anmelden oder wurden geschlossen. Diese dramatische Zahl hat der Arbeitgeberverband Pflege bekanntgegeben und warnt eindringlich vor den Folgen für die Versorgung älterer Menschen.
Warum schließen so viele Pflegeeinrichtungen?
Die Gründe für die Schließungen und Insolvenzen sind vielfältig, doch ein zentraler Faktor ist die finanzielle Schieflage vieler Anbieter. Trotz eines stetig wachsenden Bedarfs an Pflegeplätzen bricht die Versorgung an vielen Stellen weg.
- Zahlungsverzögerungen durch Pflegekassen
Die Pflegeeinrichtungen erhalten ihre Leistungen oft erst mit großer Verzögerung bezahlt. Das führt zu erheblichen Liquiditätsproblemen. - Lange Wartezeiten bei Sozialämtern
Auch die Kostenübernahme für Eigenanteile durch Sozialämter verzögert sich häufig um Monate. - Wachsende Kosten bei stagnierenden Erlösen
Personalkosten, Energiepreise und weitere Betriebskosten steigen, während die Finanzierung nicht Schritt hält.
Zahlen und Fakten zur aktuellen Lage der Pflegeeinrichtungen
Jahr | Anzahl Insolvenzen/Schließungen | Gesamtzahl Pflegeheime (vollstationär) | Ambulante Pflegedienste |
2023 | 800+ | 11.250 | 15.549 |
Anfang 2024 | 1.264+ | 11.250 | 15.549 |
Quelle: Arbeitgeberverband Pflege, Statistisches Bundesamt
Leistungen der Pflegeeinrichtungen – Was sie für Betroffene leisten

Pflegeeinrichtungen und Pflegedienste bieten eine Vielzahl an Leistungen, die auf die Bedürfnisse der Pflegebedürftigen abgestimmt sind:
- Grundpflege
Unterstützung bei Körperpflege, Ernährung und Mobilität - Behandlungspflege
Medizinische Versorgung durch Fachkräfte (z.B. Wundversorgung, Medikamentengabe) - Betreuung und soziale Aktivitäten
Förderung der sozialen Teilhabe und psychischen Gesundheit - Beratung und Unterstützung
Angehörigenberatung und Hilfe bei Behördenangelegenheiten - Spezialisierte Pflege
Betreuung von Menschen mit Demenz, psychischen Erkrankungen oder besonderen medizinischen Anforderungen
Forderungen an die Politik: Pflegeunternehmen stärken – Versorgung sichern
Isabell Halletz, Geschäftsführerin des Arbeitgeberverbands Pflege, fordert eine grundlegende Reform:
„Die Pflegeunternehmen dürfen nicht länger als Bittsteller gegenüber den Kassen auftreten. Es ist höchste Zeit, die Strukturen zu stärken und die Finanzierung so zu gestalten, dass Pflegeanbieter ihre wichtige Arbeit verlässlich leisten können.“
Die Politik steht in der Verantwortung, die Rahmenbedingungen zu verbessern und das „Heimsterben“ zu stoppen – insbesondere angesichts der demografischen Entwicklung und des steigenden Pflegebedarfs.
FAQ – Häufig gestellte Fragen zur aktuellen Pflegesituation
Warum gibt es so viele Insolvenzen in der Pflegebranche?
Die Hauptursachen sind verspätete Zahlungen der Pflegekassen und Sozialämter sowie steigende Betriebskosten bei gleichzeitig unzureichender Finanzierung.
Wie wirkt sich das auf Pflegebedürftige aus?
Die Schließung von Einrichtungen führt zu weniger verfügbaren Pflegeplätzen, was die Versorgungssituation verschärft und Angehörige vor große Herausforderungen stellt.
Was kann die Politik tun?
Schnellere und verlässlichere Zahlungen, bessere finanzielle Unterstützung der Pflegeanbieter und eine Reform des Pflegesystems sind dringend notwendig.
Gibt es regionale Unterschiede bei den Schließungen?
Ja, einige Regionen sind stärker betroffen als andere. Der Arbeitgeberverband Pflege veröffentlicht hierzu regelmäßig Karten und Berichte.
Pflege braucht jetzt Unterstützung – Für eine sichere Zukunft

Die Pflegebranche steht an einem kritischen Punkt. Die Schließungen und Insolvenzen von über 1.200 Einrichtungen seit Anfang 2024 sind ein deutliches Warnsignal. Um die Versorgung älterer und pflegebedürftiger Menschen sicherzustellen, müssen Politik, Kassen und Pflegeanbieter gemeinsam an Lösungen arbeiten. Nur so kann der Pflegeberuf auch weiterhin ein „Traumjob“ bleiben und die Menschen die Unterstützung erhalten, die sie verdienen.
Quelle 07/2025: https://www.zdfheute.de/politik/deutschland/pflegeheim-pflegedienst-insolvenz-schliessung-100.html